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Wank 21.4.2000

Dies war definitiv einer meiner schönsten Flüge überhaupt, vor allem da nichts geplant war, deswegen hatte ich auch keine Kamera dabei, leider.

Die Wettervorhersage war, soweit ich mich erinnern kann, nicht besonders gut, es versprach ein normaler Flugtag zu werden. Um 11.45 kam ich oben am Wank an, der Wind stand schön aus Westen an, ich machte mich sofort startbereit und war um 12.15 in der Luft. Dann hing ich erstmal eine halbe Stunde auf Startplatzhöhe rum, erwischte zwar teils sehr starke Ablösungen (6m/s über 30sec integriert, Spitzenwert bei 8,8m/s!!!), es war aber immer nach ein paar Metern Schluss. Bis auf einmal ein schöne Ablösung mich 1000m über den Wank beförderte. Das wars dann aber auch schon wieder, die nächste Ablösung erwischte ich wieder erst eine halbe Stunde später, war dann aber schon auf 3000m bzw. 1200m über dem Startplatz! Nach etwa 80 min wollte ich schon landen, da ich langsam genug hatte, da katapultierte mich wieder eine Ablösung mit bis zu 5m/s integriertes steigen auf 3400m Höhe. Ich fasste den Entschluss, mal einfach drauflos zu fliegen, leider war der Westwind in der Höhe deutlich zu spüren, ich konnte also nicht meinen langgehegten Traum erfüllen, zur Zugspitze zu fliegen und die Skifahrer von oben zu sehen... Also flog ich einfach mal Richtung Osten los...

Auf dem Weiterflug Richtung Osten verlor ich kaum Höhe, man konnte einfach geradeaus fliegen. Nach ca. 15min war ich über dem 10km entfernten Krün angelangt und beschloss der Bergkette Richtung Süden zu folgen. Über Mittenwald folgte ich dann einer Strasse Richtung Leutsch. Das Gaistal war allerdings noch komplett schneebedeckt und versprach einen mehrstündigen Fussmarsch, falls ich dort landen sollte, also flog ich weiter am östlichsten Ausläufer des Mieminger Gebirge vorbei ins Inntal. Hierbei hatte ich das erste mal Bedenken, absaufen zu können, da ich "nur" noch 2200m hoch war. Ich folgte dann dem Talverlauf Richtung Westen, immer auf der Südseite des Miemingers Gebirge, auf der ich bequem während dem geradeausfliegen Höhe tanken konnte. Nach etwa 15km kam die Zugspitze in greifbare Nähe, ich drehte vor der Griesspitzen (2747m) auf etwa 3500m auf und setzte Kurs direkt Richtung Norden auf die Zugspitze. Es folgte ein langes Gleitstück von ca. 15min, bei dem ich mir viele Gedanken durch den Kopf gingen, vom möglichen Lee bedingt durch einen eventuellen bayrischen Nordwind über eine Aussenlandung in diesen endlosen komplett schneebedeckten Gebirge bis zu der Tatsache, dass ich weder Gps noch Handy dabei hatte und niemand wusste, dass ich überhaupt beim Gleitschirmfliegen war...

Endlich erreichte ich die Westflanke der Zugspitze, die schön von der Sonne angestrahlt wurde. Dort konnte ich vor der beeindruckenden mehr oder weniger senkrecht abfallenden Felswand langsam aber sicher Höhe machen. Bald sah ich auf das Zugspitzplatt und die ganzen Skifahrer. Ich konnte es mir nicht verkneifen genau über dem Gipfel einige herrliche Wingover bis auf Höhe der staunenden Zuschauer zu machen, mein Hochgefühl war einfach unbeschreiblich. Die Thermik war noch immer stark und trug mich bis auf 3600m, hoch über der Zugspitze! Hier waren auch wieder viele andere Gleitschirme unterwegs, nachdem ich in den letzten 2,5 Stunden nur ein paar Segelflieger gesehen hatte. Langsam wurde ich wirklich müde, hungrig und durstig, ich hatte nichts mitgenommen, sollte ja nur ein kleiner Flug am Wank werden. Die nächste halbe Stunde lehnte ich mich nur zurück und genoss das abgleiten zum Osterfelder Landeplatz, an denen ich einige andere Gleitschirmflieger landen sah. Und ich hatte wieder Glück: kaum gelandet nahm mich ein freundlicher Kollege mit und setzte mich bei meinem Auto an der Wank-Talstation ab.

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